Donnerstag, 20. April 2023, 19:00 Uhr

Feierliche Eröffnung der Literaturtage an der Neiße 2023

mit Grußworten von Octavian Ursu, Oberbürgermeister von Görlitz und Rafał Gronicz, Bürgermeister von Zgorzelec

 

anschließend

Kosmos Ukraine

Podiumsgespräch mit Yuriy Gurzhy, Ira Peter und Ziemowit Szczerek

 

Moderation: Marcel Beyer, Schriftsteller, Dresden

Anschließend Meet & Greet bei Musik von Yuriy Gurzhy

Kulturforum Görlitzer Synagoge, Otto-Müller-Straße 3, Görlitz
Eintritt: frei

DEU/POL

 


Über die Ukraine, ihre Geschichte, Gegenwart und Zukunft haben sich viele von uns bis vor Kurzem

kaum Gedanken gemacht. Das änderte sich mit dem russischen Angriff auf das Nachbarland

am 24. Februar 2022. Von heute auf morgen rückte die Ukraine vom Rand in den Mittelpunkt

unserer mentalen Landkarte, von der Peripherie ins Zentrum des öffentlichen Interesses. Der

Krieg konfrontierte uns mit einem spannenden und kontrastreichen Land, das „nach dem Fall des

Eisernen Vorhangs hinter einer Mauer aus Klischees und Projektionen verschwand“ (Jens Bisky).

 

Mit den vielen ukrainischen Menschen auf der Flucht in Richtung Polen und Deutschland hielt der

Krieg Einzug auch in unseren Alltag. Doch unter die Wellen enormer Hilfsbereitschaft mischten

sich mit der Zeit auch Ärger und Scham über die lasche Haltung Europas gegenüber dem russischen

Aggressor und die Verwunderung über die Einstellung mancher deutscher Intellektueller

zu Russland. Auch wenn inzwischen andere Meldungen die Berichte über den Krieg in der Ukraine

allmählich aus der medialen Berichterstattung verdrängen, so dauert er an und ist für Millionen

Menschen ihr Leben und ständiger Begleiter.

 

Darüber, welche Erlebnisse und Erfahrungen sie mit der Ukraine verbinden, wie der Krieg ihr Leben

und Denken verändert und ihre kreative Arbeit beeinflusst, diskutieren wir mit Yuriy Gurzhy,

Ira Peter und Ziemowit Szczerek.

 

© Pavol Putnoki
© Pavol Putnoki

Yuriy Gurzhy, geboren 1975 in Charkiw (Ukraine), ist Autor, Musiker, Produzent und Radiomoderator. Zusammen mit dem Schriftsteller Wladimir Kaminer initiierte er die legendäre „Russendisko“. Seine letzten Alben nahm Yuriy Gurzhy in der Ukraine auf: 2020 erschien The New Donbass Symphony, ein Songzyklus aus den Städten des ukrainischen Donbass. 2021 nahm er mit dem Schriftsteller Serhij Zhadan das Album Fokstroty auf. Seit Februar 2022 schreibt er in der Berliner Zeitung Der Tagesspiegel über den Krieg in der Ukraine.

 

© Edwin Bill
© Edwin Bill

Ira Peter, geboren 1983 in Zelinograd, heute Astana (Kasachstan), arbeitet als freie Journalistin und schreibt unter anderem für ZEIT online. In journalistischen Beiträgen, sozialen Medien und kulturellen Projekten in Deutschland und der Ukraine setzt sie sich mit russlanddeutschen Themen auseinander. 2021 verbrachte sie fünf Monate als Stadtschreiberin des Deutschen Kulturforums östliches Europa in Odessa. Für den Blog, den sie in dieser Zeit führte, wurde sie 2022 mit dem Goldenen Blogger Award ausgezeichnet.

© Thomas Bär
© Thomas Bär

Ziemowit Szczerek, geboren 1978 in Radom (Polen), ist Buchautor und Journalist. Er ist fasziniert vom Osten Europas, den er immer wieder zum Ziel seiner Reisen und Thema seiner Werke macht. In seinen Büchern führt Ziemowit Szczerek die gängigen Stereotype über Mittel- und Osteuropa ad absurdum und entlarvt die Überheblichkeit und Ignoranz des westlichen Blicks. Bei der Eröffnung der Literaturtage liest er aus seinem neuesten Buch Lemberg. Die imaginierte Stadt (Wymyślone miasto Lwów), in dem er der ukrainischen, polnischen, galizischen, habsburgischen, jüdischen, europäischen und postsowjetischen Identität von Lemberg/Lwiw nachspürt.